Hegemoniekonflikt und Universität – Die Jenaer Philosophie zwischen den Weltkriegen

Im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie Jena werden jedes Jahr eine Vielzahl von Projekten umgesetzt. Im Folgenden stellen wir euch ein Projekt vor, welches sich mit den ideengeschichtlichen Entwicklungen der Jenaer Philosophie zwischen den Weltkriegen beschäftigt. Auf der informativen Webseite findet ihr auch (digitale) Rundgänge, die sich auch offline ganz hervorragend begehen lassen. Drum schaut euch die Webseite des Projektes gleich an: fragmente-geschichte.de

Die digitale Ausstellung fragt danach, wie innerhalb der Jenaer Philosophie während der Zwischenkriegsperiode die Ablehnung von Revolution und Republik schrittweise in eine direkte Unterstützung des Nationalsozialismus überführt und auf welche philosophischen Traditionen und Begründungsfiguren dabei Bezug genommen wurde. Im Fokus steht damit die Rolle der lokalen Bildungseliten im Prozess der Zerstörung der Weimarer Republik.

Das Projekt will eine kritische Reflexion und Problematisierung der Begründungsfiguren von Ungleichheitsideologien und Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ermöglichen. Außerdem die politische Verantwortung von Bildungsinstitutionen für die Verbreitung – oder eben Problematisierung – von Ungleichheitsideologien und Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aufzuzeigen.

Damit soll ein selbstkritischer Umgang mit dieser Tradition innerhalb der Philosophie und Universität insgesamt angestoßen werden.

„Die Friedrich-Schiller-Universität Jena blickt auf eine lange Tradition zurück. In ihren Selbstdarstellungen beziehen sich Stadt, Universität und auch die Philosophie gern auf das Jena um 1800: das Zeitalter der Aufklärung, die durch das Wirken von Goethe und Schiller geprägte Weimar-Jenaer Klassik, die Romantik und den deutschen Idealismus.

Während der Zwischenkriegsperiode jedoch gilt Jena als eine Hochburg eines völkisch-nationalistischen und antidemokratischen Philosophieverständnisses. Novemberrevolution und Weimarer Republik gelten den hier wirkenden Professoren, insbesondere Bruno Bauch, Max Wundt und Carl August Emge, als Ausdruck eines kulturellen Verfalls und einer problematischen Gleichmacherei, der sie ein elitäres und völkisches Staatsverständnis entgegensetzen. Die Realisierung ihrer politischen Vorstellungen erhoffen sie sich von einer philosophischen Rückbesinnung auf das „Wesen des deutschen Geistes“. Insofern betreiben sie Philosophie in politischer Absicht und dies in expliziter Bezugnahme auf geistesgeschichtliche Strömungen und Traditionen, die für das Selbstbild der Universität heute weiterhin prägend sind.“

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